Kaffee

Anregend und stimulierend – unser geistiger und körperlicher Treibstoff

Kaffee ist inzwischen neben Tee das weltweit bedeutendste Getränk. Nachdem die Kaffeebohnen zu Zeiten der Renaissance nach Europa gelangt waren, eroberten sie bald wie ein Lauffeuer die gesamte westliche Welt. Ohne Kaffee läuft heute bei den meisten nichts oder nicht recht viel. Denn sein Hauptinhaltsstoff Koffein hat es einfach ordentlich in sich.

Die ursprüngliche Heimat des Kaffeestrauches liegt vermutlich im Bergland Äthiopiens. Heute wird Kaffee in vielen Tropengebieten rund um den Erdball kultiviert. Die bedeutensten Anbaugebiete liegen im Tropengürtel Afrikas, in Mexiko, Guatemala, Brasilien, Kolumbien und Nicaragua. Nach ihrer, immer noch von Hand erfolgenden Ernte werden die Kaffeekirschen für rund vier Wochen in der Sonne zum Trocknen ausgelegt. Sind sie vollkommen getrocknet, lässt sich die Kaffebohne leicht aus der Fruchtschale herauslösen. Dann geht es ans Rösten der zu diesem Zeitpunkt noch grünen Kaffeebohnen. Das Rösten, auf Ton- oder Metallplatten oder neuerdings auch in maschinellen Röstvorrichtungen, ist eine etwas heikle Angelegenheit. Denn sie bestimmt über das Aroma und damit über die spätere Handelsqualität der Kaffeebohnen.
 

Intellektuelles Stimulans

Vermutlich zu Zeiten Mohammed´s gelangte die Kaffeebohne nach Arabien, wo das aus ihr gebraute schwarze Getränk rasch zum wichtigen intellektuellen Stimulans geriet - lange, bevor das Abendland Kunde vom Kaffee und seinen Wirkungen hatte. Bis es damit so weit war, schrieb man bereits das Jahr 1601: In England wurde der stimulierende Trank der Muslime eingeführt und erlebte dort den gleichen triumphalen Siegeszug wie im Orient. Der Kaffeegenuss breitete sich wie ein Lauffeuer in ganz Europa aus, wobei er zunächst freilich nur der Oberschicht vorbehalten blieb. Diese gab sich in »Logen« der gemeinsamen »Berauschung« am Kaffee hin. Die größte Anhängerschaft fand der Kaffee zu Zeiten der Aufklärung in intellektuellen Zirkeln: Kant, Voltaire, Rousseau und viele andere Geistesgrößen waren passionierte Kaffeetrinker. Voltaire soll die stattliche Menge von fünfzig Tassen am Tag konsumiert haben. Doch nicht nur Literaten, auch zahlreiche Musiker nutzen Kaffee, oftmals in gewaltigen Mengen, zur Inspiration bei ihrer Arbeit. Das größte Musikwerk, das dem Stimulans gewidmet wurde, ist Sebastian Bachs »Kaffeekantate«. Kaffee stimuliert allerdings nicht nur Kreativität und Intellekt, sondern auch die Libido. Auch diesem Umstand hat er sicherlich seine weltweite Wertschätzung zu verdanken.
 

Das häufigste Ritual der Welt

Kaffeebereiten und mehr noch das -trinken war, und ist es im Grunde bis heute, mit einem Ritual verbunden. Bei den Sufis und Derwischen war der Kaffee unerlässlicher Bestandteil ihrer Zeremonien, im Islam ist er heilig: Noch immer werden in Moscheen zu vielerlei Anlässen Mengen an Kaffee getrunken. Doch so weit muss man sich nicht entfernen, um den rituellen Gebrauch des Kaffees zu beleuchten. Auch in den Kaffeehäusern Wiens, den Bars von Bozen bis Palermo und den Cafetérien anderer Regionen Europas werden tagtäglich die gleichen Rituale vollzogen: Menschen gehen regelmäßig, oftmals zu den immer gleichen Zeiten, an Orte, an denen sie ihre »Kaffeezeremonie« durchführen. Einerlei ob mit Caffee latte, Espresso, Capuccino, Melange, Einspännern, kleinen Braunen und wie die vielen Kreationen mit Kaffee sonst noch heißen. Auch der intime Kaffeegenuss zuhause, allen voran der morgendliche, stets vollführt in der gleichen Art und Weise, hat im Grunde etwas Rituelles. Wenn sich diese Gewohnheit zugebenermaßen in vielem von jener der Sufis oder Derwische unterscheidet, ihr Zweck jedoch ist der Gleiche.
 

Was ihn so stark macht

Die Hauptinhaltsstoffe der Kaffeebohnen sind die Alkaloide Koffein, Theobromin und Theophyllin. Daneben finden sich Chlorogensäuren, Kaffeeöl und -wachs, Gerbstoffe und die Vitamine B1 und D. Beim Rösten nimmt der Gehalt an Chlorogensäuren stark ab, jener von Koffein bleibt jedoch nahezu unbeeinträchtigt. Im Zuge des Röstens bilden sich noch weitere Stoffe wie Nikotinsäure und Pigmente, die den Kaffeebohnen ihre charakteristische braune Farbe geben. Die Wirkung, wer kennt sie nicht: Kaffee macht wach, regt Konzentrationsfähigkeit, Herzschlag, Schweißbildung und Harnausscheidung an. Die Menge, ab der Kaffee zu diesen Effekten führt, ist bei jedem Menschen unterschiedlich und abhängig von dessen Gewöhnung: Es gibt Menschen, denen eine Tasse Kaffee zur Stimulation für den ganzen Tag genügt, bei anderen hingegen läuft unter vier Tassen und mehr gar nicht´s.
 

Kaffeekochen - eine eigene Sache

Das Kaffeekochen ist, neben dem Rösten, entscheidend für Geschmack wie Bekömmlichkeit des schwarzen Tranks. Dazu hat man in den verschiedenen Regionen seines nahezu weltweiten Gebrauchs die unterschiedlichsten Vorgehensweisen ersonnen. So brüht man in Afrika überwiegend die grob zerkleinerten Kaffeebohnen mit kochendem Wasser auf und gibt dem Ganzen zu geschmacklichen Verfeinerung wie zur besseren Bekömmlichkeit Kardamom bei. Hierzulande hat es sich dagegen eingebürgert, die Bohne feinst gemahlen in papierene Filter oder spezielle Maschinen zu füllen und mit kochendem Wasser zu übergießen. Filterkaffee, wie er vor allem in Mitteleuropa und den USA üblich ist, wird jedoch von vielen Menschen nicht so gut vertragen wie der in mediterranen und arabischen Ländern getrunkene Espresso oder Mokka. Das liegt vor allem darin begründet, dass beim Filterkaffee jene Stoffe der Kaffeebohne im Papier zurückbleiben, die den Kaffee bekömmlicher machen würden.
 

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